Freitag, 21. Mai 2010

Überraschung: keine Wahlen

Heute Morgen sind wir aufgestanden im Wissen, dass Wahltag ist und dass somit in Burundi eine Art Feiertag ist. Gegen 8 Uhr erfahren wir dann: Wahlen verschoben! Gestern Nacht gegen 20 Uhr hatte der Präsident angeordnet und per Radio und TV verkünden lassen, dass die Wahlen auf Sonntag verschoben seien. Somit war heute kein Wahl- und Feiertag. Aber jeder handhabte das burundisch und somit nach Gutdünken und mache frei oder nicht. Die einen gingen zur Arbeit, die anderen nicht. Gegen 10 Uhr erfuhren wir dann: Wahlen verschoben von Sonntag auf Montag. Grund: die Kirchen hätten sich dafür eingesetzt, dass Pfingsten gefeiert wird und somit haben wir geplanterweise am Montag auch noch mal Feiertag. Für Arbeitgeber ist das eine schwierige Situation. Manche ihrer Mitarbeiter sind ins Landesinnere gefahren, um zu wählen und sitzen (oder arbeiten oder feiern) nun dort bis die Wahlen um sind. Somit belastet ein ungeplanter Arbeitsausfall von mindestens drei Tagen ihr Geschäft. Auch für den Wahlvorgang an sich ist diese Unsicherheit nicht gut. Schnell werden Betrugsgerüchte in Umlauf und politische Spielchen in Gang gesetzt. Mit unter anderem dem Vorwurf, dies könne der ein oder anderen Partei einen Vorteil verschaffen und sei mit Absicht herbeigeführt.
Gegen 14 Uhr hören wir im Radio den Grund für das Verschieben: Unregelmäßigkeiten und Engpässe bei der Verteilung der Wahlscheine – nicht in allen Wahlbüros seien gleich viel und genügend Stimmzettel vorhanden gewesen und für nicht alle Parteien wären genügend Wahlscheine bereitgestellt worden. Der Präsident der unabhängigen Wahlkommission erklärte, dass aber in den kommenden Tagen und Nächten einige Flugzeuge aus Südafrika kommen würden, die noch weitere Zettel brächten und die Lücke schließen würden. Ob die Wahlen am Montag stattfinden oder am Dienstag und wie viele Feiertage (oder auch nicht) uns noch dieser Wahlgang bescheren, werden wir sehen. Für die Burundier ist es wohl nichts Außergewöhnliches, denn auch der Präsident der unabhängigen Wahlkommission bestätigte, dass drei Tage Verschieben gar nicht so schlecht seien – es hat seiner Meinung nach schon Verschiebungen gegeben, die viel länger und unvorhersehbarer waren.

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