Sonntag, 28. Februar 2010

…. einfach anders sozialisiert!

Hier mal ein kleiner Einblick aus unserem Alltag mit den Kindern. Ich schaue mit Luis, unserem Jüngsten, ein Buch mit einem europäischen Wald an, ich zeige auf ein Reh und er fragt mich mit großen Augen und einem wissenden Lächeln: „Antilope?“. Oder heute blättern wir durch die neue „Mission weltweit“, in der ein Bild die Nagold zeigt, wie sie durchs Monbachtal fließt, …Luis fragt: „Nilpferde drin?“
Und letztes Mal, als ich bei den Hauswirtschaftsmädchen war, habe ich Luis mitgenommen. Wir wollen zusammen Spaghetti und Sauce Bolognese kochen. Die Mädchen schnippeln Zwiebeln, Karotten, Paprika,… Luis hat sich immer wieder am Gemüse bedient. Plötzlich Totenstille und die Mädchen haben einen angeekelten Ausdruck in ihren Gesichtern. Luis schaut mich verständnislos an und ich frage: „Was ist los?“ Die Mädchen rufen: „Man kann doch keine rohe Paprika essen!? Das ist eklig und macht man einfach nicht!“ „Ach ja??!“ Nun brauche ich auch unserem Nachtwächter kein rohe Paprika mehr auf seinen Abendbrotteller zu legen,…er hat mir dann auch gestanden, nach1 ½ Jahren, dass er die nicht essen kann … eben anders sozialisiert!!

Freitag, 19. Februar 2010

Das Versteckspiel

geht weiter, diesmal mit Unterstützung des Kommissars. Da seit Wochen nun unser Auto versteckt ist, sind wir jetzt eine Instanz nach oben gegangen und haben unseren Fall des versteckten Minibusses erklärt. Der Ratschlag des nicht korrupten burundischen Beamten war, dass wir den Minibus weiterhin versteckt halten sollten, da selbst seine Autorität nicht ausreicht. Er setzt sich aber für uns ein, dass der Fall an eine andere juristische Instanz vermittelt wird, wo man weniger Korruption und mehr Justiz erwarten kann. Wir hoffen, dass wir am Montag da weiter kommen. Nebenher sind wir noch damit beschäftigt, ein Filmteam durchs Land zu führen. Ja, es wird wahrscheinlich ab Sommer/ Herbst einen Film über unsere Arbeit in Burundi geben – die Liebenzeller Mission will da was machen. Wir sind gespannt und halten alle Leser/innen auf dem Laufenden ab wann diese Dokumentation zu sehen sein wird.

Dienstag, 9. Februar 2010

Überraschung 2

Am Wochenende ist eine Klausur unserer LM Missionare angesetzt. Als Deutsche haben wir schon begonnen im Dezember einen Ort zu suchen und zu buchen. Essen ist abgesprochen, Zimmerverteilung gemacht und schon fast der Begrüßungskaffee gekocht. Gestern ruft mich der Besitzer des Hotels an, dass er ein Problem hat. Eigentlich war es eher so, dass ich ihn angerufen habe und noch Details klären wollte. Dann kam die Überraschung: „Wir haben ein Problem und müssen uns treffen.“ Beim Treffen dann erfahre ich, dass der Präsident Burundis (oder Teile seiner Mannschaft) auch das Hotel wollen. Sie planen überraschenderweise nicht voraus – am Freitag rufen sie an, dass ab Mittwoch (also heute) das Hotel gebucht ist. Komplett. Liberale ökonomische Prinzipien werden in dieser scheinbar demokratischen Struktur nicht geachtet. Und da die Angst regiert, dem Präsidenten etwas zu versagen (es könnte ja zurückkommen und sich negativ auswirken), hat der Hotelbesitzer es bevorzugt, uns zu versetzen. Mit der Angst im Hintergrund, dass die Rechnung für die Sache des Präsidenten nicht bezahlt wird. Ab Mai sind Wahlen und Rechnungen können hier lange warten. Ein neuer Präsident bezahlt wahrscheinlich nicht Rechnungen seines Vorgängers. Auf meine Bitte hin, mir die Nummer des Protokollanten des Präsidenten zu geben, damit ich ihm nicht nur die Honorar- und Kommunikationskosten für einen neuen retreat-Ort zuschicken kann, sondern auch sagen kann, welches Bild das auf Burundi wirft, meinte der Hotelbesitzer, dass es nicht gut sei, das zu tun. Weder für ihn noch für uns. Jetzt sind wir auf der Suche, mal schauen, was sich ergibt. Burundi - ein Land voller Überraschungen.

Sonntag, 7. Februar 2010

Überraschung

In Afrika muss man ja spontan sein. Dies bringt der Alltag, aber wie ihr lesen werdet, auch der Feiertag mit sich. Heute ist nämlich so einer. Burundi ist wohl eines der afrikanischen Länder mit den meisten Feiertagen. Aber anstatt sich zu freuen (wie bei uns – Planungen für lange Wochenenden, Grillparties, Schneewanderungen etc.) verlangt zumindest der heutige Feiertag wieder flexibel zu sein von uns. Am Freitag hatte der Präsident Burundis nämlich beschlossen, dass heute alle frei haben. Grund: die Verwaltungsangestellten des Staates müssen sich für die Wahlen einschreiben. Und da der Präsident auch von diesen Mitarbeitern Stimmen bekommen will, macht er jetzt schon Wahlkampf - mit diesem Feiertag. Ein Wahlkampfgeschenk sozusagen. Für uns heißt das: alle meetings und Wochenplanungen über den Haufen schmeißen und den Feiertag nutzen, um die Woche neu zu planen. Denn nicht alle folgen diesen Anweisungen: die belgische Schule hat mitgeteilt: es wird gearbeitet und somit ist für unsere Kinder am Feiertag nicht frei. Die Französische Schule ist aber gefolgt, somit haben manche Kinder unserer Missionarskollegen frei. In der Kirche arbeiten einige, andere sind zu Hause geblieben, manche Missionare von anderen Missionsgesellschaften machen frei, andere arbeiten. Ein Modell, das wir doch auch Mal bei uns probieren könnten: jeder macht, was er will – es lebe die Freiheit!