Mittwoch, 20. Januar 2010

Wie das Leben so spielt, Teil 2

Heute mussten wir eines unserer Dienstautos in Sicherheit bringen – die Gesetzeshüter unseres ostafrikanischen Landes wollten es nämlich auch in Sicherheit bringen. „Hä, was soll das?“ wird der aufmerksame Leser (in) sich denken: das Auto in Sicherheit bringen, damit es nicht in Sicherheit gebracht wird – hört sich paradox an. Ist es auch und zum Glück ist es nicht paranoid …
Was bisher geschah.
Wir hatten im Juli letzten Jahres im Namen der Mission ein gebrauchtes Auto (besser gesagt: einen Minibus) gekauft. Um diesen Kauf zu tätigen, haben wir den Mechaniker unseres Vertrauens gebeten, das Auto zu suchen, den Kauf abzuwickeln und die nötigen Behördengänge zu erledigen – kurz: wir haben das „Rundum- Paket“ gewählt, weil wir wussten, welch enormer Behördenkrieg bei so einer Aktion nötig sind. Seit Ende Juli haben wir dieses Auto gefahren. Nun ruft mich vor einer Woche jemand an, der bei den Gesetzeshütern in diesem Land arbeitet und bittet mich zu einem Verhör. Ich bitte ihn, mir eine Vorladung zu bringen, die dann am Montag um 15 Uhr kommt mit dem Terminvorschlag: Montag, 15 Uhr auf dem Gelände einer rechtsstaatwahrenden Institution. Um 16 Uhr haben mein einheimischer Kollege und ich dann das Büro gefunden und gegen 16.45 Uhr empfängt man uns dann auch. Anklage: „Besitz eines nicht bezahlten Autos“ oder eben geklaut. Im Verlauf des Verhörs werden mehrere Dinge deutlich: unser Zwischenhändler hat angeblich nicht bezahlt (was zu einem Teil wohl stimmt, von unserer Seite, wie kann es bei Missionaren anders sein, wurde alles pünktlich bezahlt), der Mensch in Uniform ergreift Partei für die andere Seite und es wurden Tatsachen verdreht zu Protokoll gegeben. Nach 2 Stunden Verhandlungen und vielen Telefonaten konnte ich die Behörde verlassen – mit dem Verdacht, in einem Banditenstück, in dem die Guten die Schlechten sind, der Protagonist zu sein. Solchen Rollen gegenüber bin ich ja prinzipiell nicht abgeneigt, aber in einem Land, wie dem unseren, birgt das so manche Gefahren. Toll war, dass mein einheimischer Kollege mich begleitet hatte: er kennt sich im hiesigen Rechtssystem ein wenig aus (umso erstaunlicher und mutiger, dass er dabei war – Hochachtung vor ihm, denn er kann in diese Mühle geraten und enorme Probleme bekommen) und hat viel für mich als eingetragenen Besitzer gekämpft. Mit dem Resultat, dass mich der Gesetzeshüter (kann man das so nennen oder besser: Gesetzesverdreher?) gestern anruft und meinen Kollegen der Lüge und bewussten Irreführung bezichtigt! Heute musste ich dann nochmals erscheinen und einige Beweisstücke wie Kaufvertrag und Geldtransferbestätigung (dank unserer deutschen Ordentlichkeit in unserem Buchführungssystem schnell zu finden) abliefern. Mein einheimischer Kollege wurde vom Gesetzesverdreher sofort aus dem Raum verwiesen, so dass ich mich mit meinem deutschen Kollegen alleine durchkämpfen musste. Unsere Kirche hatte uns aber mit einem Anwalt in Kontakt gebracht, der uns empfohlen hat, nichts auszusagen. Und so war dann ein Großteil unserer Antworten „Ohne unseren Anwalt machen wir keine Aussage“. Dies brachte den Verdreher dann gar nicht dazu, seine Ruhe zu verlieren, sondern uns irgendwann rauszuschmeißen. Allerdings haben wir dann erfahren, dass er seine Kompetenzen überschreiten will und auf alle Fälle, das Auto in Sicherheit bringen will (was dann mit unserem Bus passiert ist ungewiss, aber wir wissen: viele Autos verrotten auf dem Hof dieser Behörde, weil Rechtsfälle Jahre dauern oder verschwinden oder werden von Mitarbeitern dort zu Schrott gefahren oder verkauft etc.). Das hat uns nun dazu veranlasst, das Auto auch in Sicherheit zu bringen und irgendwo in der Hauptstadt unseres Landes unterzustellen. Wer es auf google earth findet, darf eine Probefahrt machen – aber Vorsicht: die Gesetzeshüter haben wohl eine Fahndungsmeldung rausgegeben – internationalen Führerschein und Schutzbrief der deutschen Botschaft nicht vergessen! Wie die Sache weitergeht? Keine Ahnung. Wir fahren jetzt erst mal mit anderen Autos, lassen Anrufe auf verschiedenen Verwaltungsebenen machen und statten in dieser Woche dem Verdreher noch einen Besuch ab – mit Anwalt. To be continued …

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