Montag, 4. Januar 2010

Vize-Präsident, Bischöfe und Wahlen


Vom 28. bis 30. Dezember war ich im Landesinneren Burundis in Ngozi. Ein lebendiges Zentrum auf dem Hochplateau zwischen Ruanda und Tansania. Doch von den Landschaft und dem Ort selbst hab ich nicht viel mitbekommen. Ich war zusammen mit rund 20 Bischöfen aller möglichen Konfessionen und am letzten Tag mit 20 Vertretern von 20 politischen Parteien. Wie im blog schon angekündigt, hatten wir einen Workshop mit dem übersetzten holprigen Thema „Überlegungen zur Wahl- und Bürgererziehung der Mitglieder von Organisationen mit religiösem Interesse“. Eröffnet wurde der workshop vom ersten Vizepräsident Burundis, in Anwesenheit vom Minister für Gute Regierungsführung und dem katholischen Erzbischof – also jede Menge Prominenz, wie mir schon die Anwesenheit von ziemlich viel Militär und Polizei bei meiner Ankunft deutlich machte (ich kam mal wieder zu spät, später als der Vize-Präsident, was in der burundischen Kultur schwierig ist [ich dachte, wir sind in Afrika und da ist das kein Problem - wenn ich bedenke, wie viele Stunden ich schon gewartet habe …] und nur durch meine Funktion als Mit-Organisator wett gemacht wurde). Ihr merkt, es war Zeit, meinen Anzug anzuziehen! Dr. Yves Sahinguvu, der ertste Vize-Präsident, unterstrich dann auch in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Workshops, in dem er sagte, dass jede gläubige Person den Wahlprozess 2010 begleiten müsse und er betonte noch die wichtige Rolle der verschiedenen Religionen beim Erfolg der Wahlen 2010. Nach der Eröffnung hatten wir 2 Tage Zeit, um mit den Bischöfen zusammen über die Rolle der Kirchen bei den Wahlen nachzudenken. Dazu erarbeiteten sie ein Papier, das am letzten Tag den Chefs politischen Parteien vorgelegt wurde und dann mit ihnen diskutiert wurde.
Jetzt kann man sich in Deutschland fragen, ist das nicht ein bisschen viel Aufwand für ein Empfehlungspapier? Berechtigte Frage. Wie immer ist in Afrika das Ergebnis nicht so wichtig, als eher die Beziehungen. Es gab dabei aber immerhin zwei beachtenswerte Premieren in Burundi:
erstens, dass Bischöfe und religiöse Würdenträger verschiedener Kirchen und Religionen (Muslime waren auch dabei) sich zusammengesetzt haben und über ihre Rolle bei den Wahlen nachgedacht haben – als Hintergrundinfo: in Burundi sind rund 80% der Bevölkerung Mitglieder in verschiedensten christlichen Kirchen und Strömungen. Also kommt den Gläubigen eine große Rolle dieses Jahr bei den Wahlen zu.
Zweitens: es war das erste Mal, dass verschiedene Kirchevertreter und Vertreter von verschiedenen Parteien sich über dieses Thema ausgetauscht und verständigt haben. Wenn auch nicht äußerst kontrovers wie das in Deutschland der Fall wäre, aber wir haben da immerhin auch eine längere Geschichte, was demokratische und unblutige Wahlen anbelangt.
Viele Teilnehmer waren sehr angetan von dem workshop und dem Beginn des Austausches auch auf dieser Ebene. Allerdings hat der Vertreter des deutschen Botschafters (er war anwesend, weil diese Veranstaltung vom Auswärtigen Amt finanziert wurde) bei seiner Abschlussansprache die richtigen Worte gefunden: „Ich habe viele schöne Worte gehört. Es kommt jetzt darauf an, was davon in die Tat umgesetzt wird!“

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