Mittwoch, 16. September 2009

Hausbesuche

Seit einer Woche hat der Unterricht bei den Mädchen wieder begonnen und manche sind nicht erschienen. So waren meine einheimische Kollegin Jeanne und ich (Tanja) letzte Woche unterwegs, um 3 „vermissten Mädchen“ in ihrem zu Hause zu besuchen. Das erste Mädchen ist mit ihrem 9 Monate alten Sohn zu Hause und sie kann zur Zeit nicht kommen, weil ihre Mutter krank ist, die sonst auf den Kleinen aufpasst. Die Geschichte dahinter macht mich traurig und wütend. Als sie unehelich schwanger wurde, wurde sie von ihrer Familie verstoßen. Zitat: „Du hast dich selbst in diese Schwierigkeiten gebracht, so löse sie nun auch selbst.“ Von der Verantwortung des Vaters des Kindes keine Rede. Unweit von ihrer Familie hat sie ein kleines Zimmer gemietet und als sie ausgesucht wurde für die Hauswirtschaftsklasse, ging sie zu ihrer Mutter und bat sie, sich um das Kind zu kümmern, während sie in der Schule ist.
Beim zweiten Mädchen war die Mutter da und die erste Frage war: „Habt ihr was zu essen mitgebracht?“. (das gehört zur burundischen Kultur: normalerweise bringt man einen kleinen geflochtenen Korb mit, in dem Eier, Bohnen, …drin sind und übergibt den Korb verschlossen an die Gastgeber, der verschwindet damit und wenn man geht, bekommt man den gleichen Korb wieder gefüllt zurück aber mit geringerem Wert). Nachdem wir geklärt hatten, dass wir nichts mitgebracht haben und auch kein Geld dalassen würden, fragten wir, warum die Tochter nicht mehr kommen würde. Nach und nach stellte sich heraus, dass die Mutter ihrer Tochter nicht vertraute. Die Mutter konnte nicht verstehen, warum ihre Tochter jeden Tag so lange weg ist und ob das denn wirklich nur die Schule sei. So konnten wir noch mal den Stundenplan/ Ausbildung erklären - es war sehr gut, dass wir vorbeigekommen sind.
Beim 3. Mädchen stellte sich nach blumigen Worten heraus, dass es einfach keine Lust mehr hat weiter zu kommen,…wir stellten ihr das Ultimatum, wenn sie nächste Woche nicht mehr kommt, so wird sie ausgeschlossen.
Was mich persönlich sehr betroffen gemacht hat, sind diese traurigen Blicke, Phlegma, Emotionslosigkeit…ich weiß nicht, ist es die Kultur, Kriegsfolgen, die Hitze, hoffnungsferne Zukunft!?

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