Mittwoch, 24. Juni 2009

Die Reise im verrückten Flugzeug

So ist das, wenn man reist. Das Gefühl der Filme lässt mich nicht los, daher habe ich nach einem verrückten, skurilen und aberwitzigen Filmtitel gesucht.
Sonntag standen wir an der Burundisch- Ruandischen Grenze. Die Grenzformalitäten waren kein Problem – jedenfalls für die Menschen. Für das Auto erwies sich das als schwerer. Der ruandische Zöllner (ich habe schon mal geschrieben, dass man die alttetstamentliche Haltung gegenüber Zöllnern in Afrika verstehen lernt) jedenfalls wollte die Autopapiere sehen. Dabei stellte er fest, dass ich nur eine burundische Autoversicherung habe. Die gilt in Ruanda nicht. Meine burundischen Kollegen sind genauso wie ich aus allen Wolken gefallen. Was tun. 17 Uhr – zurück kann man nicht. Lange Diskussion. Der Zöllner lässt Gnade vor Recht walten und verabschiedet uns mit den Worten „es sind nicht viele Polzisten mehr auf dem Weg, daher könnt ihr es ohne Kontrolle bis Kigali schaffen“. Nach einer Fahrt intensiven Betens (die ruandischen Polizisten sind noch weniger geliebt, als die alttestamentlichen Zöllner) kommen wir an – ohne Kontrolle. Am nächsten Tag das Auto versichert und die erste Projekttour gemacht. Heute dann auf zur nächsten Tour. In der Stadt dann der ungeliebte Polizist, hält an: Fahrzeugkontrolle. Ich halte ihm lässig meine Autoversicherung hin und Führerschein und er fragt wo die Eintrittspapiere für das Auto sind. „Wie Eintrittskarte? Hier ist doch alles!“ „Nein – Eintrittskarte fürs Auto brauchen wir“ Meine Kollegen und ich fallen aus allen Wolken (und mein Ärger auf den so scheinbar netten Zöllner verdoppelt sich innert 5 Sekunden). 10 Leute stehen nun da und diskutieren. Schluß vom Lied: ein Chauffeur der Organisation, die wir besuchen, bringt Polizisten und Auto zur Polizeihaupstelle (gegen 10 Uhr), um die Strafe auszumachen, wir fahren mit einem anderen Auto Projekte anschauen. Als wir abends gegen 19 Uhr wiederkommen, ist das Auto nicht da. Der Fahrer kommt gestresst gegen 19.30 Uhr an und verkündet das Urteil: 100.000 ruandische Franc. Das entspricht dem Monatsgehalt eines Lehrers hier – also der Wert von 1500 EUR (wenn ich mich bei Lehrergehältern nicht irre) – umgerechnet 130 EUR für ein Papier, von dem niemand was wusste und der Zöllner nichts sagte! Auflage: Fahrt zurück an die Grenze und den Stempel holen, das Auto uns den Stempel zeigen, die Erlaubnis ist nur für einen Tag gültig, sonst weitere 100.000 Franc. Ein Irrsinn auf Rädern, der sich hier abspielt. Und dazu noch wird am 1. Juli diese ganze Regelung ungültig, weil dann Burudni im Rahmen der Ostafrikanischen Union einen anderen Status hat! Freut Euch also liebe Leser an europaweiten Versicherungen, zollfreien Grenzen und Organisationen wie dem ADAC, die einfach eine zuverlässige Auskunft geben, wenn man eine Reise tut. Ich bin gespannt, was hier noch alles passiert, bis wir am Sonntag zurückfahren, aber die Lust, Ruande zu besuchen sinkt von Tag zu Tag. Wie sehr freut man sich da auf das bekannte Chaos Afrikas, in dem ein Polizist noch jemand ist, mit dem reden kann und der Mensch ist und der keinen 1000% Auftrag zu erfüllen hat.

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