Montag, 19. September 2011

Gewalt und Kirche

Gestern Nacht wurden rund 30 Personen im burundischen Gatumba, einem Ort an der Grenze zum Kongo, getötet. Diese Information hat mir mein Nachbar, der dort ein Hotel baut, heute Morgen weitergegen. Er vermutet, dass es FNL Rebellen waren, die eine Verhaftungsaktion seitens der CNDD-FDD (Partei des Präsidenten von Burundi) gerächt haben (Gerüchten zufolge sollen bei dieser Aktion drei FNL Rebellen getötet worden sein). Gegen 20 Uhr schossen die Rebellen in einer Kneipe wild um sich. Man weiß aber nichts Genaues, die Gerüchteküche ist schnell und es liegen noch keine offiziellen Berichte vor. Im Radio hat man aber den Gewaltausbruch bestätigt, Radio rfi berichtet von 34 Toten und es werden jetzt natürlich Gegenaktionen und Racheakte befürchtet.
Auf der anderen Seite waren wir letzte Woche in einer freien Methodisten Kirche in Kizina, Kommune Gihanga, die zum Programm des Peace House gehört und die Versöhnung zwischen den beiden politischen militanten Gruppen sucht. In diesem Ort gibt es eine "Transformation Group", die sich zum Ziel gesetzt haben, einen lokalen Konflikt zu lösen und anzugehen. Insgesamt hat das Peace House mehr als 30 solcher Gruppen ins Leben gerufen. Die Kirche in Kizina liegt in einem Gebiet, das stark umkämpft ist und das für seine blutigen Auseinandersetzungen bekannt ist. In dieser Umgebung sticht die Kirche mit ihrem Programm heraus: unter ihrem Dach kommen CNDD-FDD Anhänger und FNL Rebellen zusammen, beten zusammen und lesen zusammen die Bibel oder spielen zusammen Fußball. Das Programm hat aber erst vor einigen Monaten angefangen und ist daher noch zerbrechlich und noch nicht tief verwurzelt. Dennoch ist es ein Zeichen in der Region, wenn in einer Kirche Menschen mit solchen Erfahrungen und Hintergründen zusammen kommen. Menschen, die sich vorher verraten haben, aufeinander geschossen haben oder Geld gesammelt haben, dass man die andere Seite bekämpfen kann. Die Kirche wird zu einem Ort des Friedens und der Hoffnung inmitten von Unmut, Pessimismus und aufflammender Gewalt.

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