Mittwoch, 18. Mai 2011

Zweifellos

Gestern waren wir bei einem unserer Mitarbeiter im Landesinneren zu Besuch. Neben einer Sitzung mit mehreren Pastoren war der Anlass eher ein trauriger: Seine Schwiegermutter mit 74 Jahren wurde am Freitag von einem Motorrad erfasst und starb dann im Krankenhaus. Beeindruckend für mich war, wie gefasst die Familie mit dem Tod der ansonsten noch fitten Mutter/ Schwiegermutter umging. Florian, so heißt der Mitarbeiter, erzählte, dass sie bis letztes Jahr noch in ihrem Dorf wohnte, das 25 Kilometer weg war. Und öfter machte sie den Weg zu Fuß von ihrem Dorf in die Stadt, um ihre Tochter und Familie zu sehen – Rückweg am gleichen Tag inklusive! Gefasst erzählten sie von ihrem Leben und ihrem Tod und wie sich die Schwiegermutter schon drei Tage vor ihrem Unfall auf den Tod vorbereitete: sie hatte sich die Haare gewaschen, Dinge geregelt und für sich beten lassen – Tage vor ihrem Unfall.
In dem wie die Familie mit diesem Tod umging konnte ich viel lernen. Auch dass es selbstverständlich und natürlich war, dass jeder von uns Besuchern sich finanziell an den Kosten für Beerdigung etc. beteiligte – das ist hier so und ich kann nur staunen, wie es funktioniert: man wird nicht allein gelassen, Freunde und Kollegen kommen, hören zu, teilen Trauer, Kosten und das Leben. Ohne zu idealisieren, stelle ich fest, dass das beispielhaft für uns in unserer Kultur sein kann, wo vieles in der Anonymität und im Abgrenzen versickert.

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